Konzertrezensionen

Begeisterung in der Nürnberger Meistersingerhalle


Das Abschlusskonzert 2014 der Egerländer Musikanten in Nürnberg

Nicht nur ein Konzertbericht - auch Reflexion eines Blasmusikbegeisterten, dessen Leben von Ernst Mosch`s Musik geprägt war und ist.

„Musik für Generationen“ ist der Titel der seit Herbst 2014 laufenden neuen Tournee von „Ernst Hutter und den Egerländer Musikanten – das Original“, wie der Zusatz zum Orchesternamen zu Recht besteht.

Am 21. April 1956 waren im Hörfunkprogramm des Süddeutschen Rundfunks zum ersten Mal Aufnahmen zu hören, die Ernst Mosch mit Kollegen des Südfunk-Tanzorchesters von Erwin Lehn eingespielt hatte. Doch, wer kennt sie nicht, die Erfolgsgeschichte der Egerländer Musikanten, die hier nicht zum x-ten Mal erzählt werden soll.

Immer wieder gab es Wechsel in der ursprünglich als Blaskapelle bestehenden Formation, vor allen Dingen, als sich Ernst Mosch und Franz Bummerl auf Grund der starken Nachfrage nach Konzerten der „Egerländer“ selbständig machten und ihre Arbeit im Lehn-Orchester 1966 beendeten. Einen weiteren großen Wechsel läutete Ernst Mosch in den 80er Jahren ein: mit der Neugründung des Blasorchesters „Elmar Wolf und die Neuen Egerländer“ spaltete sich ein Teil der Orchestermitglieder ab und mit der Einbindung des damals 27jährigen Ernst Hutter begann ein Verjüngungsprozess im Orchesterpersonal, dem in rascher Folge Hans und Helmut Kaszner, Franz Tröster, Toni Scholl und andere Musiker folgten. Ernst Hutter, ein Glücksgriff, wie sich zeigte! War Hutter nicht nur ein erstklassiger Interpret auf den Instrumenten des tiefen Blechs (Posaune, Tenorhorn, Bariton etc.), wurde er, wie einst der „Chef“ selbst, bei Erwin Lehn ein vorzüglicher Satzführer der „Posauner“ und last not least ein Jazzer. Und dass Ernst Hutter im musikalischen Leben des Ernst Mosch eine herausragende Rolle spielte, war aus vielen Äußerungen des Ausnahme-Musikers Mosch zu entnehmen.
So ist es nur verständlich, dass es Ernst Hutter ist, der am Anfang gemeinsam mit Toni Scholl, das musikalische Erbe von Ernst Mosch – in Abstimmung mit der Familie Mosch – antrat und jetzt der alleinige Leiter dieses exzellenten Blasorchesters ist.

Ernst Hutter ist seit Jahren sehr bemüht, in Workshops die Art des „Egerländer Sounds“ an junge Musiker und Musikerinnen weiterzugeben. Er hat das Ensemble „Egerländer“ nun in eine dritte Generationsphase gebracht. Mit gut einem halben Dutzend junger Musiker sorgt er für den erforderlichen Nachwuchs. Die „Alten“ spielen nach wie vor wie die „Musikalischen Herrgötter“ und die „Jungen“ haben`s „schon drauf“, dass das Publikum bei der Interpretation alter Vacek-, Poncar-, Kubes- und Vejvoda-Titel schwelgen kann.

Aber auch im Publikum haben Generationswechsel stattgefunden und derzeit sind bereits Besucher der vierten Zuhörer- und Zuschauer-Generation verteten.

Ernst Mosch setzte mit Lied-Texten aber auch mit der Besetzungsvielfalt und dem Besetzungsumfang seines Orchesters (der wirtschaftliche Hintergrund des erfolgreichsten Blasorchesters der Welt machte dies zum Schluss der Mosch-Ära möglich, 28 Musiker in Aktion treten zu lassen) einen Kontext zum gesellschaftlichen Umfeld aber auch mit der persönlichen Entwicklung vom jungen zum älter werdenden Menschen/Musiker (anfangs wurde die ehemalige Heimat in Nordwest-Böhmen in den Vortragsmittelpunkt gesetzt, dann waren zunehmend Liebeslied-Texte angesagt und zum Schluss stärker der Rückblick auf das eigene Leben). Mosch experimentierte ständig und so farbenfroh, lebendig war auch seine Musik: Märsche gespielt mit großer Besetzung (35 Musiker – Falkenauer Blasmusik), Zittner Schrammeln, Georg Ernszt mit dem Posthörndl-Duo, Operetten-Melodien von Robert Stolz, Walter Kollo, Paul Lincke und Franz Lehar im „Millersatz“ sowie Nico Dostal und Ralph Benatzky, die Straßenmusikanten, die (phantastische) Reminiszenz an seine „Jazzer-Zeit“ mit einem großen Big-Band-Blasorchester, der Ausflug nach Leipzig zum Rundfunkblasorchester und die Aufnahmen in Prag mit dem Symphonischen Blasorchester, um nur einige Besetzungs-Akzente zu nennen. So experimentierfreudig ist auch die heutige „Egerländer“-Generation, voran ihr Leiter Ernst Hutter:
Anlässlich der Tournee komponierte Hutter zusammen mit dem Big-Band-Profi Klaus Wagenleiter die Suite „Solisten für Generationen“, aus der die Tarantella – Hymne zu hören war, ein schönes und anspruchsvolles Stück, in dem das Orchester genremäßig von einer ganz anderen musikalischen Warte aus zu erleben war.

Wie Ernst Hutter immer wieder in den Konzerten betont, soll die Musik die Herzen und Seelen der Menschen verbinden, friedensstiftend sein, Grenzen überbrücken und für ALLE, (ob jung oder alt, gleich welcher Hautfarbe oder sonstiger menschlicher Merkmale, Anmerkung der Verf.) da sein. Angesichts unserer europäischen Geschichte im vergangenen 20. Jahrhundert ein berechtigter, notwendiger Wunsch und zugleich eine Feststellung.

Was die 19 Musiker auf der Bühne intonierten war blasmusikalisch „erste Sahne“. Allein schon die Stücke-Auswahl – neben den bekannten Titeln von „Mondschein an der Eger“ bis hin zur „Löffelpolka“ und der legendären „Vogelweise“ – stachen die Leckerbissen heraus:
„Zwei Tränen“, eine dynamische Polka von Karel Vacek für „sehr viel Herz“ (s. Titel), der „Musikantenstolz“ von Jaroslav Skabrada (wer anders als Ernst Mosch konnte die anspruchsvollen, mit symphonischen Anlehnungen geschriebenen Kompositionen des Geigers und Trompeters am Nationaltheater in Prag Skabrada so kongenial umsetzen!!!!),
„Egerländer Dorfschwalben“ von Jaroslav List (Gänsehaut erzeugend das Tenor- und Baritonregister),
die fröhliche, beschwingte „Optimisten-Polka“ von Jaromir Vejvoda,
der brillante „Astronauten-Marsch“ von Josef Ullrich,
das einfühlsame Walzerlied „Ich hab die Sterne gefragt“ von Josef Poncar/ Bedrich Ondracek,
die schwungvolle Polka „Alte Freunde“ von Slava Tkačuk

Weißt Du überhaupt
wie schön das Leben wär`
Wenn alle sich wie wir versteh'n.
Und wie alte Freunde sich
die Hände reichen,
Und sich immer wiederseh'n.
Das wäre wunderschön,
es wär der schönste Tag der Welt.
D'rum lass uns hoffen und vertrauen
und die Brücke bauen,
die uns fest zusammen hält.

Letztendlich die Polka „Egerländer Musikanten spielen“ wiederum von Josef Poncar, deren deutscher Text von Franz-Josef Ulmer in der Meistersingerhalle nicht nur zutreffend sondern zugleich die Einladung für einen erneuten Konzertbesuch bei den „Egerländer Musikanten – Das Original“ war:

Egerländer Musikanten spielen,
dass es in die Beine geht,
wenn Jung und Alt mit uns
das gleiche fühlen,
niemand mehr beiseite steht.
D`rum lasst uns heute alle fröhlich sein,
die Egerländer laden ein.

Diese musikalischen Höhepunkte wurden genauso wie die gängigen, bekannten Melodien von hoch qualifizierten Musikern mit enorm viel Spielfreude umgesetzt.

Das seit fast 15 Jahren bestehende „Nachfolge-Orchester“ bildet eigene Akzente, entwickelt den Musikstil weiter, baut jedoch nach wie vor als Grundlage auf dem Mosch-Sound (hier müssen auch die Bearbeiter Gerald Weinkopf, Franz Bummerl, Frank Pleyer, Freek Mestrini und jetzt Ernst Hutter genannt werden) auf. So kurzweilig, dynamisch, lebendig ist und wird diese Musik bleiben, so dass sie bestimmt auch in Jahren weiter viele Freunde finden, wenn wiederum die nächste Musiker- und Besucher-Generationen auf der Bühne bzw. im Saal sitzen wird.

Alle Musiker und alle Register waren ein Erlebnis in Nürnberg: Brilliant mit viel „Leichtigkeit“ die Klarinetten in Es und B, dynamisch, kraftvoll und doch nicht zu scharf das hohe Blech, ein Labsal für die Seele das Tenor- und Bariton-Register und nicht die ausgezeichneten Begleiter von Posaune und Tuba zu vergessen. Was fehlt noch? Souverän, weich die Trommeln und Becken führend, das Schlagzeug! Jeder einzelne Musiker war den Besuch des Konzertes „wert“, geschweige denn das Erlebnis, das alle Musiker als „Ganzes“ hervorgerufen haben! In Nürnberg war eine großartige Orchester-Besetzung zu erleben, so gut in ihrem Gesamtbild, dass – wenn es mir auch schwer fällt – das Herausheben Einzelner unterbleiben muss.

Nicht zu vergessen – und hier werden doch noch Namen genannt – die vocalen Leistungen von Katharina Praher und Nick Loris, die das Musikalische abrundeten. Kompetent, souverän der Ansager der Truppe, ein Mann mit Professionalität, der – wie bisher - voll auf das Orchester und dessen Historie eingeht, der sympathische SWR-Moderator Edi Graf.

In den eineinhalb Jahrzehnten, in denen Ernst Hutter die Verantwortung für das „Nachfolge-Orchester“ trägt ist sein Konzept der Weiterentwicklung des Orchesters, der Weitergestaltung des Programms in Form von thematischer Geschlossenheit („Ohne Grenzen“, „Liebe zur Musik“ und „Musik für Generationen“) der einzelnen Tourneen voll aufgegangen.

Wer das großartige Konzert in der Nürnberger Meistersingerhalle, die so gut wie ausverkauft war, nicht erleben konnte, sollte einen Konzertbesuch nicht versäumen: die Tournee von Ernst Hutter und den Egerländer Musikanten wird 2015 fortgesetzt.

Diese Zeilen zeigen die Begeisterung auf, die das Orchester beim Verfasser im Nürnberger Konzert entfachte. Es sind zugleich Zeilen der Wertschätzung sowie gezeigter Respekt und Hochachtung vor allen Musikern und Musikerinnen dieser Welt, die einfach ihr Bestes geben und ihre musikalischen Seelen öffnen.


 

Zauber der Blasmusik in Waigolshausen 2014


Leider ist es seinerzeit nicht zu einer Besprechung der Blasmusik-Tagesveranstaltung am 26. 01. 2014 gekommen. Diese Veranstaltung hätte es wahrlich verdient. Doch sei kurz vor Jahresende ein kleiner Hinweis und ein Dank nachgetragen:

Mit einem facettenreichen Konzert eröffnete die Schweizer Top-Formation Lublaska den musikalischen Reigen. Im Anschluss waren Alfred Böswald mit seinen Ramseer Musikanten zu erleben, eine Blaskapelle, die sich der traditionellen Blasmusik verschrieben hat. Qualitativ gehören inzwischen die Ramseer zum Besten, was die Blasmusikszene in Deutschland zu bieten hat; zudem ihr Leiter, Alfred Böswald ein äußerst fleißiger Komponist ist und sehr schöne Stücke böhmischer und mährischer Art seinen Musikern (m/w) auf den Leib schneidert. Beim Publikum höchst beliebt sind die Gastgeber, die Hergolshäuser Musikanten unter ihrem verdienstvollen Leiter Rudi Fischer. Und dann der Höhepunkt am Abend: Jan Slabak und seine Blaskapelle Moravanka! Zwar gibt es im Repertoire der Moravanka nichts Neues zu entdecken, doch bei den – inzwischen leider seltener gewordenen Gastspielen tschechischer Spitzenorchester in Deutschland – war es ein Genuss, die altvertrauten Musikstücke (ob Kompositionen oder „lidova“-Bearbeitungen aus der Feder von Jan Slabak und anderer mährischer Autoren) und die Interpretationskunst der Spitzen-Musiker der Moravanka wieder einmal zu erleben. Großartig auch der Gesang von Ivana Slabáková, Daniela Magalová und Břetislav Osička.

Herzlichen Dank an den Leiter der Hergolshäuser Musikanten, Rudi Fischer, und an die „Organisations-Chefin“ der Hergolshäuser, Katja Lutz, für die wiederum gelungene Auswahl an guten Blaskapellen und Bläsergruppen, die unter der Bezeichnung „Zauber der Blasmusik“ seit Jahren in Waigolshausen zu hören waren. Und jedes Jahr lassen sich BEIDE bei der Kapellen- und Gruppenauswahl etwas Neues einfallen. Auch herzlichen Dank für die gastfreundliche Atmosphäre für welche die unterfränkischen Musikerinnen und Musiker der Hergolshäuser sorgen.

 

Böhmischer Herbst in Dietfurt mit Mistrinanka


„Der von den Dietfurter Weiß-Blauen Siebentälern ins Leben gerufene Böhmische Herbst hat auch im sechsten Jahr nichts an seiner Anziehungskraft verloren. Rund 500 Zuschauer strömten in die Siebentälerhalle, um sich von den Klängen der Musikkapelle Mistříňanka in ihre mährische Heimat entführen zu lassen.“ berichtet der Donau-Kurier über die Veranstaltung in Dietfurt.

Und das, was die Zuhörer (m/w) am 25. Oktober 2014 zu hören bekamen, war Blasmusik vom Allerfeinsten. Nicht nur, dass Mistříňanka seit Jahrzehnten dafür bekannt ist, viele Volkslieder ihrer Heimat im Repertoire zu haben und damit die mährische Slowakei musikalisch darzustellen, nein, es war auch kaum etwas von der häufigen Schärfe mährischer Blasmusik zu hören. Mit zartem Schmelz bei angenehmer Lautstärke intonierten die Flügelhornisten, ebenso butterweich waren Tenorhorn, Bariton und Melafon. Es war ein Genuss, den die Künstler unter der Leitung von František Pavluš (sen.) darboten. Für die künstlerische Leitung steht schon die nächste Generation bereit: František Pavluš (jun.), ein Könner auf dem Flügelhorn und der Trompete. Da kann der Liebhaber mährischer Blasmusik gespannt sein, wie diese Musiker-Persönlichkeit sich noch entwickeln wird.

Neben Alt-Bekanntem in der Notenmappe waren auch immer wieder neue Stücke zu hören, so dass sich auch für langjährige Liebhaber der Mistříňanka-Musik ein neuer Spannungsbogen auftat. Von der „Smutná Milenka“ über „Velikonoční veselobraní“ bis zu „Hoffmann`s Erzählungen“ von Jacques Offenbach spann sich die Bandbreite, doch weitaus am Häufigsten waren Lieder aus Mähren oder von mährischen Komponisten zu hören.

Herzlichen Glückwunsch an František Pavluš für diese ausgezeichnete Instrumental- und Vocal-Truppe, die er zusammengestellt hat und mit der er konzertiert.

 

Karel-Valdauf-Festival 2013

Festival dechových hudeb Karel Valdauf Trhové Sviny 2013

Um es gleich vorweg zu nehmen: in diesem Jahr besuchte ich schon zum vierten Mal das Karel-Valdauf-Blasmusikfest in Trhove Sviny. Trotz des für einen August-Tag fast extrem schlecht zu nennenden Wetters (14 Grad zeigte das Thermometer und gefühlt waren es wohl noch einige Grade weniger und vom frühen Morgen bis in die Nacht regnet es ohne Unterlass) bereute ich auch in diesem Jahr keine Minute der open-air-Veranstaltung auf dem Schweinitzer Marktplatz.

Wer sich auf der Webseite der Stadt Trhove Sviny ansieht, welche Blaskapellen in den letzten 10 Jahren einen Beitrag zum Festival leisteten kann nur mit der Zunge schnalzen. Dafür gebührt den Verantwortlichen des Festivals großer Dank. Nachdem im Vorjahr das Gerücht umging, es werde 2012 zum letzten Mal ein Karel-Valdauf-Festival abgehalten, wurde der Blasmusikliebhaber umso positiver überrascht, dass es 2013 wieder zu einer Neuauflage gekommen ist. Allerdings war die Internet-Werbung der Stadtverwaltung Trhove Sviny für das Festival 2013 eher als abträglich zu bezeichnen. Viel zu spät und nicht am dafür vorgesehenen Platz war das Veranstaltungsplakat im Netz zu finden. Schade, kommen doch viele Freunde guter tschechischer Blasmusik aus dem nahe gelegenen Wald- und aus dem Mühlviertel und auch andere Blasmusikbegeisterte – nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum – lassen sich durch umfassende Internet-Informationen für dieses sehr schöne Festival gewinnen.

Bei schönem Wetter und angenehmen Temperaturen war der Samstag auf dem Marktplatz in Trhove Sviny sehr einladend. Dazu trugen auch der Platz und der Bestand an historischer Bausubstanz das Ihre bei.

Die Blaskapelle Jizani eröffnete das Konzert. Technisch gut gespielt fehlt meines Erachtens dem Ensemble eine authentische Ausdrucksweise. Mir erging es an beiden Auftrittstagen so, dass mich die Musikvorträge nicht „packten“ und auch das zahlreiche tschechische Publikum hörte sich die Musikstücke an – von Begeisterung keine Spur.

Dann Babouci: Ich habe ja Babouci schon einige Male in Trhove Sviny erlebt, doch dieses Konzert war eine Klasse für sich - es war ein Feuerwerk!!!! Spiel- und Sangesfreude, perfekt, toll, das Publikum war begeistert (und ich nicht minder!) vom Konzertvortrag der Babouci.

Angesichts der zu erwartenden Konzerte am Sonntag musste ich leider auf die Cimbalova Muzika mit Jozka Smukar und der „örtlichen“ Blasmusik Podhoranka verzichten.

Pünktlich gegen 7.30 Uhr (!) setzte dann der eingangs erwähnte Dauerregen ein, der sich bis in die Nacht hinzog. Unterm Zeltdach am Marktplatz-Eingang saßen eine Reihe von Leuten; auf den Stühlen vor der überdachten Bühne hatten es sich nur wenige Dutzend Menschen mit Regenschirmen „gemütlich" gemacht.
Für eine Eröffnung, die auch die unangenehme Witterung und die kriechende Nässe vergessen machte sorgte das Ensemble Kamenikovi muzikanti. Diese Gruppe besteht aus einigen Amateur-Musikern sowie etlichen jungen Musik-Studenten. Der Vortrag war bestens. Dafür sorgte Kapellmeister Bohumir Kamenik, der nicht nur dem Flügelhorn zartesten Schmelz entlockte sondern immer wieder die Kamenikovi muzikanti per Dirigat formte. Mirek war mit Herz und Seele bei der wunderschönen Musik aus der mährischen Slowakei. Toll auch die Kompositionen aus seiner Feder.

Alle Register des Ensembles spielten sehr gut, wobei ich mir es nicht verkneifen kann, eine Stimme hervorzuheben: die Es-Klarinette (bravo!).
Auch das „einheimische“ Publikum quittierte mit Begeisterung den Vortrag der Kamenikovi muzikanti.
Trotz des schon erreichten hohen Niveaus wird sich das Ensemble unter der Leitung von Mirek Kamenik bestimmt noch weiter entwickeln und an zusätzlicher Reife gewinnen.

Die nächste Kapelle war dann Jizani.
Aufkommender Hunger und um mich noch besser trocknen zu können habe ich das Restaurant genau gegenüber der Bühne aufgesucht. Da begann die nächste Kapelle zu spielen. Obwohl ich im hinteren Bereich des Restaurants saß, die Haustüre zwar offen war aber die akustischen Bedingungen nicht sehr gut sein konnten zündete die Musik und Hörbegeisterung kam bei mir wieder auf: Milan Basta war es mit seiner Prager Kapelle, der eine tolle "böhmische" Blasmusik zum Besten gab. Bestens!

Nicht weniger toll war dann das Konzert von Vojtech Horky mit seiner Stribrnanka. Stribrnanka gehört zu den landesweit besten Blasmusik-Ensembles und ist allein schon die Reise nach Trhove Sviny wert. Vojtech schüttelte nur den Kopf über den Regen und die dadurch bedingte gähnende "Leere" auf den Zuschauer-Plätzen.

Angesichts des Wetters und meiner noch nicht vollständig trockenen Bekleidung blieb ich beim Schluss-Vortrag der Blaskapelle Podhoranka nur 10 Minuten. Im Gegensatz zu früheren Zeiten war Podhoranka - wie auch im letzten Jahr - respektabel gut. Nicht Spitze, einfach gut! Auch so bereitet Blasmusik viel Spaß.

Fazit: Auch in diesem Jahr war sehr viel ausgezeichnete Blasmusik hervorragender tschechischer Kapellen zu erleben. Nicht zu vergessen die guten Gesangsdarbietungen der Familie Horky, von Pavel Jech, Jozka Smukar, Karel Hegner und Jiri Skvara und dem Musikantenchor Babouci, stellvertretend für alle Vocalisten genannt!
Umso eindringlicher gilt die Bitte an die Veranstalter, weiter zu machen! Denn nicht nur ausgezeichnete tschechische Blasmusik hat den Aufenthalt in Schweinitz wieder zu einem Erlebnis gemacht, auch die einheimische Bevölkerung, der Veranstaltungsplatz und das ganze Drumherum haben wieder viele positive Erinnerungen erzeugt.

Der Aufwand der Reise von Dinkelsbühl nach Trhove Sviny und zurück hat sich hinsichtlich der musikalischen Qualitäten gar mehrfach gelohnt! Dafür herzlichen Dank allen Beteiligten!

 

Die Original Wörnitztaler Musikanten im Konzert


Nach einer mehr als ein Jahr anhaltenden Pause sind die Wörnitztaler Musikanten wieder an die Öffentlichkeit getreten und haben in Wittelshofen am Hesselberg ein die ZuhörerInnen begeisterndes Konzert geboten.

Die Original Wörnitztaler Musikanten blicken auf ihr siebenjähriges Bestehen zurück.
Was im Jahr 2006 als Idee einiger junger Männer, die aus Altersgründen in der Dinkelsbühler Knabenkapelle nicht mehr oder nicht mehr lange Mitglied sein konnten, begann, ist mittlerweile zu einer Kapelle herangewachsen, die auch weit über die Grenzen Dinkelsbühls bekannt ist. Der Großteil der Musiker genoss die musikalische Ausbildung in der bekannten Dinkelsbühler Knabenkapelle. Dem Bubenalter bereits entwachsen hingen viele der jungen Männer zwar ihre Knabenkapelluniform an den Nagel, dasselbe wollten sie mit ihrem Instrument jedoch noch lange nicht tun. Deshalb versammelte sich zunächst ein kleiner Kreis um den Dirigenten Martin Krauß, um zu überlegen, wie man weiter gemeinsam Musik machen könnte. Der Griff zum Telefon mobilisierte „alte Musikerkollegen“ und diese verabredeten sich aus Freude am Musizieren zu einer ersten gemeinsamen Probe. Daraus entwickelte sich eine regelmäßige Probenarbeit, so dass die Kapelle im März 2007 ihr Gründungskonzert geben konnte. Schon damals spielten die Original Wörnitztaler Musikanten ausschließlich böhmische und mährische Blasmusik und diesem Stil ist die Kapelle bis heute treu geblieben. Im Laufe der Zeit wurde allerdings das regelmäßige Proben schwieriger, weil die Musiker in die Berufsausbildung oder in das Studium eintraten und dadurch oft auswärts weilten. So ruhten 2012 nahezu alle Aktivitäten. Diese Pause brachte aber auch neue Impulse, knüpfte neue Kontakte und hatte auf einmal mehr Möglichkeiten für einen Neustart. Seit diesem Jahr treten die Original Wörnitztaler Musikanten mit einem Gesangsduo auf.

Die Interpretationsgüte in den bisherigen Konzerten war bereits beachtlich. Was aber die Frauen und Männer der Original Wörnitztaler Musikanten in Wittelshofen zum Besten gaben begeisterte den Herausgeber dieser Webseiten ebenso, wie bereits eingangs erwähnt, auch das komplette Publikum. Dass es nun im Raum Dinkelsbühl ebenfalls ein Auswahlorchester von beachtenswerter Qualität gibt zugleich Anlass zur Hoffnung, dass der räumliche Aktionsradius des Orchesters und die Häufigkeit der Konzerte wächst. Dieses Orchester kann jedem Veranstalter empfohlen werden.

Wer sich traut, das Konzert mit dem Musikantentraum zu beginnen und dies in der gehörten Qualität zeigt eine ausgezeichnete Interpretationsreife. Das weitere Programm hatte immer wieder tschechisch-böhmische Literatur zum Inhalt, das einst Ernst Mosch im deutsch- und niederländisch-sprachigen Raum bekannt machte. Eingeflochten waren „Die Sonne geht auf“ von Rudi Fischer, ein Medley mit österreichischen Märschen, das Hirtenlied von Slavko Avsenik, lyrisch und ausgezeichnet vorgetragen von Maximilian Schöniger, der im Orchester die 1. Klarinette spielt, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Alle Register waren stark in ihren Darbietungen. Ein großes Lob an die Musikerinnen und Musiker, an den Dirigenten Martin Krauß und an Peter Schröppel, der am Mischpult für eine gute Beschallung im Saal sorgte.

Die Begeisterung des Publikums forderte immer wieder Zugaben heraus, die das Orchester auch mit viel Spielfreude darboten.


 

Josef Poncar und die "Vogelwiese"


Josef Poncar
(geboren am 14. März 1902 in Chodouň bei Zdice; verstorben am
6. November 1986 in Zdice) war ein tschechischer Kapellmeister und Blasmusik-Komponist.

Poncar wuchs als Sohn eines fürstlichen Kammermusikers auf und leitete bereits im Alter von 11 Jahren eine eigene Kapelle. Nachdem er den Beruf eines Tischlers erlernt hatte arbeitete er im Hauptberuf als Angestellter der Tschechoslowakischen Eisenbahnen. Daneben war er als Musiker tätig und zählt neben Jaromír Vejvoda und Karel Vacek zu den bekannten Komponisten der Böhmischen Blasmusik.

Soweit dieser kurze biographische Abriss aus Wikipedia.

Wer die musikalische Wirkungszeit von Ernst Mosch erlebte, auch das Orchester von Elmar Wolf kannte, ist mit einer Reihe von sehr populären Walzern und Polkas dieses großartigen Komponisten Josef Poncar vertraut.
Landauf, landab werden sie gespielt
die Chodouňská Polka (Festwies-Polka),
die Polka „Stázičko má“ (Karlspolka) und natürlich
die Cecilka Polka (Auf der Vogelwiese),
um die bekanntesten Werke aus der Feder von Josef Poncar zu nennen.

Gerade diese „Vogelwiese“ erlebt seit Jahren eine Renaissance. Von Ernst Mosch und seinem Orchester bis in die siebziger Jahre hinein häufig gespielt war Poncar`s Polka anschließend nur noch selten zu hören. Vor einigen Jahren nahm sie Jan Bilek mit seiner Blaskapelle Tufaranka wieder in`s Programm, sofern im deutschsprachigen Raum konzertiert wurde. Heute kann die Cecilka Polka fast in jedem Konzert erlebt werden, so auch bei den Perfektionisten Ernst Hutter & Die Egerländer Musikanten und Vlado Kumpan mit seinen Musikanten. Gleich wo, ob bei den genannten Formationen oder bei Peter Schad, Anton Gälle, den Wörnitztaler Musikanten und – und – und, das Publikum singt überall und immer mit viel Freude mit. Es scheint, es gibt einen Ohrwurm 2013, der „Auf der Vogelwiese“ heißt. Schade nur, dass dies Josef Poncar nicht mehr erleben kann.





 

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